Die Genossenschaften des „alten Rechts“

Das sind althergebrachte genossenschaftliche Vereinigungen, deren Mitgliedschaftsrecht im Gegensatz zu den eingetragenen Genossenschaften nach dem Genossenschaftsgesetz von 1889 nicht vereinsrechtlich mit Eintritt und Austritt geregelt ist, sondern deren Mitgliedschaft vorwiegend vom Grundbesitz abhängig ist.
Die Notwendigkeit zur Bildung dieser Gemeinschaften ergab sich, weil die Überbleibsel der früheren Allmende unter den Berechtigten organisiert werden mußten.

Feldmarksgenossenschaft

So gibt es bis heute die Feldmarksgenossenschaft, die für den ordnungsgemäßen Zustand von Wegen, Gräben und Wasserläufen in unserer Feldmark, aber auch für die Anlage ökologischer Ausgleichsmaßnahmen (Hegebüsche), verantwortlich ist. Vor der letzten Flurbereinigung war die Feldmarksgenossenschaft, die diese Aufgabe 1950 wieder von der politischen Gemeinde übernommen hatte, für den Unterhalt der Wege und Gräben in der Feldmark zuständig. Die jährlichen Ausbesserungsarbeiten wurden von den Mitgliedern (Feldmarksanliegern) in Hand- und Spanndiensten erledigt.

Derzeit ist im Eigentum des Verbandes eine Fläche von 126 ha 22 a.

Davon sind:
Wirtschaftswege und Gräben                     90.84 ha
Ackerfläche. Günland. Biotope                  18.88 ha
Holzungen. Hutungen                                10.13 ha
Gewässer 3. Ordnung                                   6.37 ha
Insgesamt                                                 126.22 ha

In der Feldlage Flurschützengrund wurden im Jahr 1997 drei ha Land erworben, die als Laubwald zur Bereicherung der Feldflur aufgeforstet werden.

In früheren Zeiten verpachtete die Genossenschaft die Nutzung der Feldwege, deren Grasbewuchs für viele Haushalte mit wenig oder gar keinen eigenen Wiesenflächen notwendig war, für die Haltung ihrer oft einzigen Kuh oder ein paar Ziegen. Im Herbst wurden die Apfel- und Zwetschenbäume an den Wegrainen meistbietend versteigert. Ein Flurschütz sorgte für die Einhaltung der Besitzrechte auf Zeit.

Die aktuelle Bezeichnung der Flure nach der letzten Flurbereinigung (Flur 40 – 54) und ihre Lage in der Hattorfer Feldmark sind aus der nachstehenden Aufstellung ersichtlich.

Dabei sind die Flure im Uhrzeigersinn beginnend an der KreisStraße 6, Einfahrt zum Bertriebshof der Fa. Gropengießer/ alte Tonkuhle bzw. alte Mülldeponie, um Hattorf herum aufgezählt:

Flur 40 = Betstunde, Weidenrode, Sausterz, Hannovers Brunnen
Flur 41 = Klüsberg, Weidenrode, Schwiegershäuser Berg
Flur 42 = Büschen, Olandsbreite, Kreuzeckern
Flur 43 = Kruckhofe, Teichfeld, Mühlenberg
Flur 44 =  Eichberg, Wollbeeksberg, Bruckberg, Hopfenberg
Flur 45 = Krücker, Heiligenberg, Haulingen
Flur46 = Vor der Steige, Ellernbruch, Schweinsäckern
Flur 47 = Brambüh, Länge, Steinberg
Flur 48 = Lehmkuhlen, Bruchweg, Kleinhansbüh
Flur 49 = Flurschützengrund, Höhe, Gehrenberg, Vorwärtsbreite
Flur 50 = Aueberg, Fischersbüh, Steinfeld
Flur 51 = Hasenwehr, Bruchwiesen, Große Bleek
Flur 52 = Großer Busch, Rotenbergwiesen, Ottenbleek
Flur 53 = Oderpark, Klusanger, Stallstelle
Flur 54 = Hessenteich, Speckenbusch, Röderholz
anschließend die Gemarkung Wulften

Jagdgenossenschaft

Die Jagdgenossenschaft verpachtet die Jagdberechtigung in der Feldmark, die Jagdpacht wird zugunsten der eigentlichen Aufgaben der Feldmarksgenossenschaft verwendet. Die gesamte betreute Verbandsfläche beträgt heute 2145,5712 ha (rd. 21,5 qkm). Davon sind an drei Jagdpächter 1715, 1941 ha zur jagdlichen Nutzung verpachtet.

Realgemeinde

Die Realgemeinde bewirtschaftet sämtliche gemeinschaftliche Flächen, die nicht von Feldmarks- oder Forstgenossenschaft verwaltet werden. Dies sind im wesentlichen die Flussbetten (Kiesgewinnung) und der Uferbewuchs (Erle, Weide, Pappel) an Sieber und Oder. Auch der Dorfanger, auf dem heute das Dorfgemeinschaftshaus steht, und das alte Schützenhaus (nach Umbau Cafe am Anger, später Bowlero) stand bis 1975 im Eigentum der Realgemeinde. Der Schafstall an der Oder (Sportplatzweg) wurde von der Realgemeinde errichtet. Er bot Unterkunft für vier Schafherden, deren Hürden (de Huurt) auf den abgeernteten oder brachen Feldern als Düngerlieferant verpachtet wurden. Nach Verschwinden der Schafhaltung wurde er überflüssig und in den 70er Jahren an das Baugeschäft Kirchhoff als Lagerhalle verkauft.

Eine jahrhundertelange Einnahmequelle war die Lehmkuhle (jetzt Gelände des Autohauses Jäckle). Lehm war das Standardbaumaterial für die Ausfüllung der Gefache in den Fachwerkhäusern. Die Gefache wurden erst mit geflochtenen Hainbuchenruten (up Platt: „Stoalwänne“) versehen und dann mit Lehm bestrichen, dem gehäckseltes Stroh beigemischt war (Strohlehm). Auch die Deckenfiillungen zwischen den Balkenlagen wurden erst mit Fichtenschwarten ausgefüllt und dann mit Strohlehm und häufig einer Gipsschicht überdeckt. Wichtig war der Strohlehm auch zur Raumklimatisierung der in jedem Haus zu findenden Wurstekammer. Bis heute schwören alle Kenner der Hausschlachtung, dass man eine akkurate Mettwurst nur auf einem „Leahmwöstebonn hiejen“ kann.

Mit Einzug hart gebrannter Ziegelsteine und anderer moderner Baumaterialien versiegte die Nachfrage nach diesem natürliChen Baustoff. Die Abbaukante des Lehms ist jedoch heute noch etwa 100 m nach Einmündung des Gemeindeverbindungsweges nach Schwiegershausen zu sehen.

Forstgenossenschaft

Wirtschaftlich bedeutendste Genossenschaft des „alten Rechts“ ist bis heute die Forstgenossenschaft.

Der größte Flächenanteil der Hattorfer Forstgenossenschaft liegt im Rotenberg, nur ein ganz kleiner Teil im Krücker, wovon der größte Teil an der verlängerten Bachstrasse (Ehemalige Diebeskuhle) im Jahr 2000 mit Flächen des Staatsforstes im Rotenberg (nahe dem Tontaubenschießstand Gieboldehausen) getauscht wurden.

Der Rotenberg bedeckt eine Fläche von 9400 Morgen, davon gehören rd. 1/3 zur Hattorfer Gemarkung.

Die Bodenformation des Untereichsfeldes, dessen Grenze im Rotenberg liegt, besteht aus Buntsandstein mit darunterliegendem Zechstein. Der rasch erodierende Zechstein veränderte die Oberflächengestalt dadurch, daß der Buntsandstein in die Hohlräume einbrach (siehe ErdPälle bei Pöhlde). Heute besteht die Oberfläche des Rotenbergs aus Ton, Lehm und auf den Südhängen aus Feinsanden.

Die Hauptvegetation bestand seit dem 16. Jahrhundert zu etwa 75 % aus Buche, eingestreut waren Birke, Espe, Saalweide und Hainbuche, kaum jedoch Eiche. Das änderte sich erst im 17./ 18. Jahrhundert, als die Huteiche aufkam. Der Eichenwald bildete lichte Hutewälder, in die das Vieh getrieben wurde. Heute ist der Eichenanteil verschwunden, aber auch die Fichte, die als schnell wachsendes Bauholz seit etwa 1 00 Jahren immer mehr Verbreitung fand, ist auf dem Rückzug. Heute werden bei der Wiederaufforstung abgetriebener Flächen mit staatlicher Unterstützung die verschiedensten Baumarten (vorwiegend BuChen und Eichen, daneben aber auch Bunthölzer, wie Ahorn, Esche, Wildkirsche und auf geeigneten Standorten auch Erle) zur Bildung und Bewahrung eines ökologisch möglichst stabilen Mischwaldes gepflanzt.

Der Rotenberg ist in einem Rezeß von 1864 an sechs Forstgenossenschaften aufgeteilt worden:

Hattorf, Elbingerode, Pöhlde, Wollershausen, Lütgenhausen und Wulften.

Mitglied der Hattorfer Forstgenossenschaft waren die meisten der ca. 260 Reihehausbesitzer, quasi die „Ureinwohner“ Hattorfs. Jedem Mitglied stehen rechnerisch 10 Morgen Wald zu. Die Mitgliedschaft vermittelt jedoch nur ein Nutzungsrecht, das in der Vergangenheit als Kehrseite auch alljährlich wiederkehrende Hand- und Spanndienste zur Läuterung von jungen Beständen, der Pflege von Neuanpflanzungen (Sicheln von Gras und Aufschlag) und der Wegeunterhaltung hatte. Als Nutzung hatte man Anrecht auf 6 rm Feuerholz und einen „Hucken“ Braken ( Reisigholz).

Die Verwaltung des Rotenbergs liegt in den Händen der Forstgenossenschaft. Der Vorstand legt der Mitglieder- oder Generalversammlung Rechenschaft über das abgelaufene Forstwirtschaftsjahr ab und läßt über den Haushaltsvoranschlag und die Planungen tilr das kommende Jahr abstimmen. Auch eventuelle Ausschüttungen, soweit das Betriebsergebnis es zuläßt, „erden durch die Forstgenossen beschlossen.

Die Forstliche Betreuung wird durch die staatliche Forstverwaltung in Auftragsverwaltung gegen Entgelt durchgeführt. Das Betreuungsforstamt stellt den Bestand und den Holzzuwachs fest und erarbeitet regelmäßig ein Forstbetriebswerk, das Ort und Menge des jährlichen Holzeinschlags regelt. Danach hat sich die Forstgenossenschaft zu richten, es sei denn, Naturkatastrophen wie der verheerende Wirbelsturm vom 29. Juni 1997 verursachen eine sogenannte Kalamitätsnutzung, die alle Planung Rir eine gewisse Zeit über den Haufen wirft.

Die Holzgerechtsame war früher auf 9 rm erhöht, wenn vor allem pferdbespannte Berechtigte ihr Holz im „Pöhlschen Holte“ zugewiesen bekamen. Diese in der Regel wegen der notwendigen gegenseitigen Unterstützung im Konvoi durchgeführten Holzfuhren waren trotz der körperlichen Strapazen, oftmals bei Schnee und Eis, bei den Männern eine gern gesehene Herausforderung, bei den Bauersfrauen jedoch gefürchtet.

20 Fuhrwerke in den Wald

Bei Tagesanbruch ging es mit bis zu zwanzig Fuhrwerken aus dem Dorfe in Richtung Auekrug. Von dort über die Heerstraße, oder wenn es die Wegeverhältnisse zuließen, durch die Pöhlder Wiesen (auch wenn das die Pöhlder nicht gerne sahen) vor dem Rotenberg nach Pöhlde. An der Ziegelei (jetzt Fa. Gömed) ging es im „Roaen Rieke rupp“ bis unmittelbar an die Grenze zu Thüringen, wo bis 1989 der Hattorfer Wald unmittelbar an der innerdeutschen Grenze endete. Hier in den Distrikten I bis 6 in einer Größe von rd. 100 ha, was einem Eigenjagdbezirk entspricht und der gesondert zur Jagd verpachtet ist, kam es aufgrund der Geländeverhältnisse zu mehr oder weniger dramatischen Vorfällen „bet dat Holt up’n Wogen was“. Endlich heil wieder in Pöhlde angelangt, mußte man das Erlebte oder gottseidank nicht Erlebte beim „Brennreguste (heute Hotel „Zur Post“) besprechen und herunterspülen. Nachdem die Pferde mehrmals den „Futterbühl“ umgehängt bekommen hatten, ging es, wenn auch der Tag zur Neige ging, heimwärts.

Selbst wenn der Tag unfallfrei zu Ende gegangen war, nicht immer selbstverständlich, zumal die Fuhrherren trotz eisiger Temperaturen leicht auf ihrem Bock einnickten, war daheim alles an der sich sorgenden Bäuerin hängengeblieben. Entsprechend disharmonisch endete dann häufig der Tag, der so erwartungsfroh begonnen hatte. Ein tragisches Ende einer solchen Holzaktion in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts widerfuhr einem Knecht namens Eugen, der in der Dunkelheit kurz vor dem Dorf im „Hohlen Graben“ vom Wagen stürzte. Er wurde vom eigenen und wohl auch von nachfolgenden Wagen überrollt, ohne daß es sogleich von den Kutschern bemerkt worden wäre. Schwer verletzt fand man den Unglücklichen, der an den Folgen alsbald verstarb. Unfallhergang und -ursache blieben ebenso ungeklärt wie die Schuldfrage.

Aber auch lustige Begebenheiten sind bis heute überliefert. So war der Milchfuhrmann Beushausen aus dem Grabendorf, der allmorgendlich mit seinem Gespann die Milchbänke seiner Tour abfuhr, ohne das Leit anzufassen, am Ende eines Pöhlder Holztages auf seinem Bock eingenickt. Seine Zossen schrappten mit dem Hucken Braken, kaum daß sie im Dorfe waren, in gewohnter Manier alle Milchbänke ab, die sie von morgens her kannten. Erst auf dem Hof wurde der Fuhrherr von der Bäuerin geweckt und die Gäule von ihrer Extratour erlöst. So schön konnte „Holtfoarn sin“, dagegen hat das Holzholen in der treckerbespannten Zeit viel von seiner Romantik eingebüßt.

Die Genossenschaften des 19. Jahrhunderts als Selbsthilfeeinrichtungen

Die Ideen Friedrich Wilhelm Raiffeisens (1 8 1 8 – 1888) und von Hermann Schultze-Delitzsch (1808 – 1883), die ländliche Universalunternehmen der Kredit- und Warenwirtschaft propagierten, wurden 1889 durch das Genossenschaftsgesetz kodifiziert. In Hattorf führte dies zur Gründung verschiedener Genossenschaften.

Molkerei gebaut

Im Zuge der Verkoppelung kamen auch landwirtschaftliche Berater nach Hattorf, die die Gründung einer Molkerei auf genossenschaftlicher Basis anregten. Die Molkereigenossenschaft wurde 1899 in der Bahnhofstraße in Betrieb genommen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Milchversorgung des „Reiches“ zentralisiert. Die Molkereien der Orte Elbingerode, Wulften, Bilshausen, Bodensee und Krebeck kamen zu Hattorf. So stammt die letzte Eintragung im Protokollbuch der Molkerei Wulften vom 13. April 1938. Bis zur Fusion mit der Molkereigenossenschaft Göttingen im Jahre 1977 waren alle milchviehhaltenden Landwirte dieser Genossenschaft angeschlossen. Im Jahr 1964 wurden beispielsweise rd. 4 Millionen Liter Milch verarbeitet. Im Sommer waren dies täglich 21.000 l, in Winter etwa 14.000 l. Die Erzeugnisse, hauptsächlich Butter, Trinkmilch und Sahne wurden in der Umgebung aber auch bis hinauf in den Oberharz abgesetzt. Dafür stand ein eigener LKW als Auslieferungsfahrzeug pur Verfügung. Die Anlieferung der Rohmilch erfolgte durch Landwirte, die im Nebenerwerb die Aufgabe des Milchfuhrmanns mit speziellen ausladenden Milchwagen übernommen hatten. Seit der Fusion mit der Göttinger Molkerei, die mittlerweile selbst nicht mehr besteht, wurde die Milch nicht mehr frühmorgens, sondern im Laufe des Tages per Tankwagen abgeholt. Das erfordert natürlich erhöhten technischen Aufwand für die Kühlung der Rohmilch auf dem Hof.

Die Milchkontrolle übte ein eigens hierzu angestellter Fachmann aus, der der Landwirtschaftskammer unterstand und von der Molkerei selbst unabhängig war. Er überwachte die Keimfreiheit der Milch, etwa auftretende Seuchen im Rindviehbestand und alle Vorkommnisse in der Milchwirtschaft. Zur Blütezeit der Milchwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg gehörten fast 200 Betriebe aus Hattorf zur Molkerei. 1965 gehörten noch 63 Hattorfer Betriebe dem Verband der freiwilligen Milchkontrolle an. Zu dieser Zeit wurden in Hattorf ca. 2.128.632 kg Milch In einem Monat erzeugt. Insgesamt wurden in den sechs Gemeinden 6.586.264 kg Milch angeliefert. Die höchste Milchleistung einer Kuh betrug seinerzeit 6.121 kg/pro Jahr mit 4% Fett, Besitzer H. Schirmer, Hattorf, Hausnummer 249.

Zur Jahrtausendwende gab es in Hattorf nur noch 6 Milchkuhhalter mit knapp 100 Milchkühen.

Landhandel organisiert – Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft

Die zweite wichtige Genossenschaft für die Bauern ist die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft, zwischen Bahnlinie und Kornhausstrasse gelegen. Sie wurde am 26. Mai 1916 im Gasthaus Schirmer in der Mitteldorfstraße von zunächst neun Mitgliedern gegründet. 1. Vorsitzender wurde Wilhelm wemheuer, sein Stellvertreter H. Kiekenap. Den ersten Aufsichtsrat bildeten Heinrich Hartmann und Conrad Constin. Geschäftsführer wurde Heinrich Meinberg.

Zehn Jahre später, bei der Generalversammlung am 31. März 1926, zählte das Genossenschaftsregister bereits 113 Mitglieder.

Die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft organisierte bis zu ihrer Fusion mit der Landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Elbingerode am 8. Juni 1973 beinahe den gesamten Landhandel in Hattorf. Landwirtschaftliches Gerät, von der Hacke bis zum Mähdrescher, alle Futtermittel, Dünger und Pflanzenschutzmittel wurden verkauft und die Getreide-und Kartoffelernte aufgekauft. Noch 1966 wurde ein neues Getreidesilo mit ca. 500 t Fassungsvermögen errichtet, um die ständig steigende Anlieferung lagern, trocknen und weiterliefern zu können. Die Hauptannahmestelle für Getreide und Raps ist jetzt das Lager in Elbingerode.

Dagegen hatten nach Ende des 2. Weltkrieges die Landwirte zur Sicherstellung der Ernährung der Bevölkerung ein Abgabesoll an Getreide bei der Genossenschaft als Lieferverpflichtung zu erfüllen. Im Gegenzug gab es Bezugsscheine für Dünger, die bei Bedarf eingelöst werden konnten.

Zuckerrüben wurden von den Landwirten direkt an die Zuckerfabrik in Northeim geliefert. Dafür wurde aber der Rübenroder von der Genossenschaft vorgehalten und vermietet. Ebenso wurden auf Bestellung Pflanzenschutzmittel mit einer gezogenen Feldspritze ausgebracht und ein Mähdrescher konnte seit den 60er Jahren zum Abmachen bestellt werden.

Spar- und Darlehnskasse Hattorf

Nicht nur für die Landwirtschaft, aber unter wesentlicher Beteiligung der Bauern und des Handwerks, das ja überwiegend neben der Landwirtschaft ausgeübt wurde, wurde am 3.3.1897 die Spar- und Darlehnskasse Hattorf beim Amtsgericht Herzberg in das Genossenschaftsregister eingetragen. Von den 29 Gründungsmitgliedern waren 1 Pastor, 1 Lehrer, 16 Landwirte und 11 Handwerker und Arbeiter. Zum Vorstand wurden Pastor Nöldeke, Schuhmacher Heinrich Rudolph und Zimmermeister Heinrich Lohrengel, gleichzeitig auch als Rendant, gewählt. Nach fast genau 75 Jahren, am 21.10.1972 fasste man auf einer außerordentlichen Generalversammlung den Beschluß, mit der Spardaka Wulften zur Volksbank am Südharz e.G. zu fusionieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Bank zwei Währungsreformen mitgemacht aber nur vier Rendanten gehabt. Das ursprüngliche Bankgeschäft war in der guten Stube in der Mitteldorfstrasse 31 (jetzt Bachstr. 3). Erst 1957 wurde der Neubau an der Angerstrasse errichtet. Am

20.06.1948, dem Tag der Währungsreform, hatte die Bank 2560 Konten, davon 54 Schuldner und 2506 Gläubigerkonten. Mitglieder der Bank waren zu der Zeit 12 Kaufleute, 39 Gewerbetreibende, 222 Landwirte, 48 Arbeiter und 6 Beamte/Angestellte.

Wichtig für die Milchviehhaltung war eine Reihe von Jahren die Bullenhaltungsgenossenschaft, die gemeinschaftlich einen zuchttauglichen Bullen anschaffte. Er war bei einem Mitglied untergestellt und die Landwirte führten ihre rindernden Kühe zum Decken durchs Dorf zum Bullen. Als die künstliche Besamung immer leistungsfähigere Vererber anbot, war auch dies Kapitel dörflicher Viehzucht bald zu Ende.

Kalthaus

Die jüngste Selbsthilfegenossenschaft Hattorfs war die Kalthausgenossenschaft an der Angerstrasse. Hier haben sich 1959, als die Gefriertruhen noch nicht weit verbreitet waren, eine Reihe von Landwirten zusammengetan, um Vorräte und Verkaufsprodukte in gemeinschaftlich betriebenen Kühlfächern tiefgefroren zu konservieren.

Quelle: 0005, S. 63ff