Hattorfer Spinnfabrik

Die Hattorfer Kammgarn-Spinnerei Georg Stelling

Die Spinnfabrik

„.. so ist das fabrikmäßige Verspinnen des Flachses […] in der ganzen Provinz nur durch ein einziges hervorragendes Unternehmen vertreten […] George Stelling & Co in Hannover“

(Paul Hirschfeld 1891, Hannovers Grossindustrie und Grosshandel)

 1900 baute der hannoveraner Textilunternehmer George Stelling die Hattorfer Spinnerei. Hattorf war ein idealer Standort: Hier gab es ausreichend Wasser für die Nasspinnerei und einen direkten Anschluss an die Eisenbahn. 1919 und 1970 wurde die Spinnerei verkauft.

In den 1970er Jahren mischte sie als erste Spinnerei Kunstfaser mit Naturfasern. Das strapazierfähige Mischgarn war für Modestoffe und Bucheinbände beliebt.

1988 erwarb schließlich die Wagenfelder Spinnereigruppe das Unternehmen und wurde Gesellschafter der neuen „Hattorfer Textilwerk GmbH“, deren Produktion 2001 aus wirtschaftlichen Gründen endgültig eingestellt werden musste. Das Gelände der Spinnerei gehört der Wagenfelder Spinnereigruppe allerdings bis heute.

Die Spinner:innen

„…als ich noch zur Schule ging musste ich meiner Großmutter versprechen, dass ich niemals in der Spinnerei arbeiten würde, denn da arbeiteten nur Fremde.“

(Frau Kerl, Mitarbeiterin im Labor der Hattorfer Spinnerei)

Die Spinnerei hatte fast hundert Jahre lang großen Einfluss auf das Leben im Dorf und auf die Bevölkerung. Schon 1901 stammten von den 320 Beschäftigten gerade einmal 130 aus Hattorf und der näheren Umgebung. Besonders viele kamen aus Schlesien, wo es bereits eine große Textilindustrie gab.

Die Hattorfer, zumeist Landwirte, betrachteten „die Fremden“ in der Fabrik zunächst mit Misstrauen. Viele Berührungspunkte gab es nicht, da die Arbeiter:innen etwas außerhalb des Dorfes in der sogenannten „Kolonie“ und ab 1938 als Zwangsarbeiterinnen im „Mädchenheim“ lebten. Doch mit der Zeit kamen und blieben immer mehr Menschen: Zwangsarbeiter:innen im zweiten Weltkrieg, Flüchtlinge in der Nachkriegszeit und schließlich sogenannte „Gastarbeiter:innen“ aus der Türkei in den 1960er Jahren. Für viele von ihnen wurde Hattorf ihr Zuhause, auch nachdem die Spinnerei ihre Tore geschlossen hatte

 

Bauzeichnung

Eine Fabrik wird geplant

Arbeitsregister, Lohnbücher & Auktionsbuch

Die Spinnerei Georg Stelling

1900 setzte in Hattorf die Industrialisierung ein.